Die grüne Insel ist für vieles bekannt – Guinness, Pubkultur, atemberaubende Landschaften – aber auch für sein gut ausgebautes (Fern-)Wandernetz, die National Waymarked Trails. Zu den bekanntesten Trails zählen mit Sicherheit der Wicklow Way und der Kerry Way. Wer aber Irland erwandern will und dabei den Massen entgehen will, der ist auf dem Beara Way richtig. Hier kann man die Begegnungen mit anderen Wanderern an einer Hand abzählen, obwohl der Weg gleich auf der Nachbarhalbinsel zum wohl bekannten Kerry Way liegt. Der in insgesamt 206 km lange Weg führt durch Irlands wohl unberührteste und abgelegenste Landschaft, die immer wieder neu Seiten von sich zeigt. Der Startpunkt der Wanderung ist entweder in Kenmare oder in Glengarriff und führt einen bis zur einzigen Seilbahn Irlands auf die Dursey Island.
Meine 7 Tage auf dem Beara Way
Im Juli 2022 habe ich sieben Tage auf dem Beara Way verbracht und dabei 155 km (und 5170 Höhenmeter) zurückgelegt und jeden Schritt dabei genossen. Da jedoch Killarney von Dublin mit dem Zug einfach zu erreichen ist, habe ich meine Wanderung dort begonnen und die 1. Etappe auf dem Kerry Way zurückgelegt.
Meine sieben Etappen:
- Killarney – Kenmare (25,4 km)
- Kenmare – Lauragh ( 26,1 km)
- Lauragh – Eyeries ( 29,1 km)
- Eyeries – Allihies (14,1 km)
- Allihies – Castletownbere ( 16,8 km)
- Castletownbere – Adrigole (22,2 km)
- Adrigole – Glengarriff ( 21,4 km)
1. Etappe: Von Killarney nach Kenmare
Die erste Etappe ist wie gesagt eigentlich Teil des Kerry Way, dementsprechend folgte ich der Beschilderung aus Killarney heraus zum Killarney National Park. Auf dem Weg begrüßte mich Irland bereits mit seinem typischen nassen Wetter. Nach etwa 3 km entlang der Straße betrat ich den Park, passiert das Muckross House, ein typisches englisches Herrenhaus. Der Nieselregen hat erfreulicher Weise aufgehört und so ging es im T-Shirt hoch zum Tork Wasserfall und endlich in die Natur. Vorbei an mit Moos bewachsenen verwunschenen Bäumen geht es hinaus in die Moorlandschaft. Auf dem weiterem Weg passierte ich einige schöne Bachläufe die zum Pause machen einluden. Zwischendurch musste ich einige kurze rutschige Felspartien überwinden. Belohnt wurde ich immer wieder mit schönen Ausblicken auf den Nationalpark. Auf dem Weg zum Pass nach Kenmare holte mich der Regen dann doch noch einmal kurz ein. Am Ende musste ich dann leider doch noch einige Kilometer auf der Straße zu meiner Unterkunft etwas außerhalb von Kenmare zurücklegen.








2. Etappe: Kenmare nach Lauragh
Nachdem mich meine Gastgeberin netterweise nach Kenmare gefahren hatte, konnte ich von hier aus nun der Beschilderung des Beara Way bei bestem Wetter folgen. Nachdem ich die Brücke zur Beara Halbinsel überquert hat ging es Richtung Süden. Auf einer Parallelstraße zur viel befahrenen Ringstraße ging es einige Kilometer auf Asphalt bis ich schließlich mit einer Leiter den Zaun einer Weide überwinden habe. Von hier aus ging es auf teilweise kaum ersichtlichen Trampelpfaden von einer Wegmarkierung zur nächsten hoch den Berg. Auch wenn der Regen mich verschonte, so hat der Regen der letzten Tage den Boden gut aufgeweicht, was es streckenweise zu einer Schlammpartie machte. Egal wie gut das Wetter ist, man sollte auf diesen Weg definitiv Wanderstiefel tragen und nicht Halbschuhe so wie ich, wie ich im laufe der nächsten Tage noch erleben sollte.
Hoch ging es also auf den ersten der beiden heute zu überwindenden Pässe durch steiles matschiges Weideland. Die Höhenmeter lohnen sich durch die wunderbare Aussicht über die in den schönsten Grüntönen erstreckende Landschaft. Nach dem Abstieg erwarten mich zwei von den hohen schroffen Bergen eingerahmte Seen mit den für Irland typischen schwarzem Wasser. Von dort ging es dann wieder steil bergauf zum zweiten Pass. Auf dessen anderen Seite eröffnete sich mir ein weiter Blick auf eine breites Tal mit dem Meer an der westlichen Seite. Am Ende eines langen Abstiegs durch Weideland ging es dann weiter auf engen Straßen zum Campingplatz in Lauragh. Der an einem Berg gelegene Campingplatz krönte den Tag mit einem wunderbaren Ausblick mit Sonnenuntergang.








3. Etappe: Lauragh nach Eyeries
Nachdem ich mich von dem schönen Blick vom Campingplatz verabschiedet habe, ging es erstmal wieder auf der Straße ein paar Kilometer bis ich in einen Wald abbog. In einem dunklen Tunnel geformt von Bäumen und Sträuchern ging es zu einer feuchten Weidefläche mit großen Felsblöcken. Von der aus ging es den Berg hinauf zu der Ruine eines Steinkreises, der kaum noch erkennbar war. Weiter ging es auf der von Felsen gesprenkelten Weidefläche mit Blick auf das Meer zur meiner Rechten an deren Ende ein vom Fels eingerahmter Durchgang einen Blick auf deine weite Fläche mit dem Örtchen Ardgroom eröffnete. Von hier aus ging ich hinab zur Straße.
In der Vergangenheit ging der Weg von hier aus auf der Straße weiter bis nach Ardgroom. Mittlerweile wurde er aber von der Straße weg verlegt und so folgte ich den neuen Wegweisern, die mich hinauf eines Berghangs führten. So schön es war bei strahlendem Sonnenschein nicht auf der Straße laufen zu müssen, war der weg sehr beschwerlich. Da er bisher wohl kaum begangen wurde, war selten ein Trampelpfad zu erkennen und so musste ich den nächsten Wegweiser ausmachen und mir selbst dorthin den besten Pfad suchen. Durch das unebene Gelände war das doch sehr Kräftezehrend und hat einiges an Höhenmetern, Strecke und auch Zeit zu meiner Tagesetappe hinzugefügt. So dass ich niemand übel nehmen kann, wenn er den alten Weg entlang der Straße einschlägt.
Nach einem Eis in Adgroom ging es dann auf nach Eyeries. Der Weg führt hier über einen Hügel und dann entlang der Küste in den Ort. Erschöpft von dem langen Tag und 29 km in meinen Beinen schlug ich mein Zelt im Garten eines Iren auf, der ihn als sehr kleinen Campingplatz zur Verfügung stellt, und genoss einen wunderschönen Sonnenuntergang.








4. Etappe: Eyeries nach Allihies
Nach der langen Etappe gestern ging es auf eine kurze 14 km Etappe nach Allihies. Nachdem ich den Ort hinter mir gelassen hatte ging es wieder hoch in die Berge, querfeldein über Schafweiden. Das Wetter spielte heute nicht ganz so gut mit und hielt tief hängende Wolken parat in die man hinein wanderte. Nichtsdestotrotz ergab sich vielleicht auch deswegen immer wieder schöne Blicke in die Bucht von Eyeries. Leider war deren die Weiden sehr nass, so dass man aufpassen musste, wo man seinen Fuß hin setzt, um nicht im Schlamm zu versinken. Hat man aber die beiden Anstiege geschafft so ging es dann auf der alten Kupferminen Straße nach Allihies. Entlang von Ruinen der Kupfermine geht es hinab ins Dorf. Am frühen Nachmittag erreichte ich den Campingplatz etwas außerhalb vom Ort direkt am Strand. Der Perfekte Ort um hier auch einen Pausentag einzulegen.
Der Beara Way geht eigentlich bis auf Dursey Island, da aber die Seilbahn wegen Wartungsarbeiten geschlossen war, ging es von Allihies wieder zurück landeinwärts.




5. Etappe: Allihies nach Castletownbere
Nach dem entspannten Pausentage ging es auf einer kurzen Tour auf die andere Seite der Halbinsel. Der Straße folgend ging es auf den Bergrücken wobei einem immer neue Blicke auf Allihies eröffnet werden. Auf der Anderen Seite erwartet einen dann der Ausblick auf Castletownbere mit der Insel Bere Island.
Von hier aus geht es dann größtenteils bergab. Wobei man an einem Pass nochmal auf die Vorherige Etappe bei Eyeries zurückblicken kann, bevor man wirklich Richtung Castletownbere absteigt. Das letzte Stück in den Ort geht es noch einmal auf einer Straße bevor man auf dem Stadtplatz gleich am Fischereihafen ankommt. Hier erwartete mich passend zum Wetter wieder eine Portion Eis.



6. Etappe: Castletownbere nach Adrigole
Von Casteletownbere geht es endlich wieder in die abgelegenere Regionen. Nachdem man den Ort am Meer auf einem Feldweg hoch auf zur Bergkette verlässt. Den Verkehr hatte ich schnell hinter mir gelassen und es ging wieder auf Weiden entlang. Wobei sich nach jeder Biegung eine neue Landschaft mit wunderbaren Blicken eröffnet, geprägt von Felsen, die die grüne Landschaft durchbrechen. Vorbei an Bachläufen und kleinen Wasserfällen ist dies wohl mit eine der schönsten Etappen.
Das Wasser bedeutet aber auch nasse Wiesen, so dass man durchaus aufpassen muss wo man seinen Fuß hinsetzt. Sonst ist schnell mal das Bein bis zur Hälfte des Schienbeins eingesunken, wie ich leider erfahren musste. Daraus befreit man sich nur schwer, da der Andere Fuß auch gleich einsinkt.
Hat man aber diese Unwegsamkeiten hinter sich gelassen so geht es dann bergab zur Hauptstraße, der man leider für einen guten Kilometer nach Adrigole folgen muss, wo einen dann ein schöner Campingplatz und ein kleiner Tante-Emma-Laden erwarten.






7. Etappe: Adrigole nach Glengarriff
Die Letzte Etappe führte mich noch einmal hoch hinaus auf 530 m ü.N.N. Gleich nach Adrigole geht es weg von der Hauptstraße bis man dann auf einen steilen Anstieg den letzten Berg auf der Tour erklimmt, den Sugarloaf. Hier erwartet aber in der von Felsen zerklüfteten Landschaft ein wunderbarer Bergsee, der zum Pause machen einlädt.
Nach dem Berg ging es dann teilweise steil hinunter ins Tal. Von hier geht es leider nur noch auf Teerstraßen nach Glengarriff. Da es die Sonne wieder gut mit mir meinte aber es entlang des Weges nur wenig Schatten gab, konnte ich diesen Abschnitt weniger genießen. Am Ende betritt man das umtriebige kleine Örtchen Glengarriff. Die zahlreichen Pubs laden einen dann zu einem Abschluss-Guinness ein.



Mein Fazit
Der Beara Way zählt für mich zu dem wohl schönstem Weitwanderweg in Irland. Er führt durch abgelegene und zerklüftete Landschaften ohne viel Landwirtschaft (außer den Schafen, aber wer will die schon missen in Irland 😉 ). Gleichzeitig ist er wenig begangen, so bin ich meist nur eine Hand voll anderen Wanderern über den ganzen Tag hinweg begegnet. Auch wenn man immer wieder ein Stück Straße gehen muss, so wird man dann immer wieder von der Landschaft belohnt. Ich kann den Weg nur weiterempfehlen, wobei er bei Regen eine Herausforderung werden kann.
Tipps zum Nachwandern des Beara Way
An- und Abreise
Die An- und Abreise empfiehlt sich immer mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Irland hat ein sehr weit ausgebautes Bus-Streckennetz. Mit Bussen erreicht man Killarney, Kenmare, Glengariff, Casteletownbere. Mit dem Zug kann man entweder von Dublin oder Cork nach Killarney fahre.
Alle Verbindungsinformationen bekommt man am besten über https://www.transportforireland.ie/
Orientierung
Der Beara Way ist im großen und ganzen sehr gut markiert. Dennoch empfiehlt es sich immer eine Karte und/oder GPS Gerät auf einer Wanderung dabei zu haben.
Ich habe meine Tour aufgezeichnet und man findet sie bei Komoot. Hier kann man auch die GPX Dateien der einzelnen Etappen downloaden.
Ausrüstung
Bei der Ausrüstung kommt es natürlich darauf an, ob man wie ich mit dem Zelt oder von B&B zu B&B unterwegs ist. Nichtsdestotrotz möchte ich hier auf ein paar essenzielle Gegenstände hinweisen:
- Wanderstiefel: Durch den modrigen Untergrund sind hohe Schuhe von Vorteil da man immer wieder einsinken kann.
- Regenfeste Kleidung: Irland ist bekannt für sein wechselhaftes Wetter
- Wanderstöcke
Unterkunft
Irland ist bekannt, dass es an jeder Ecke ein Bad & Breakfast gibt, jedoch kann es sich gerade in der Hauptsaison schwierig gestalten auf die Etappen abgestimmte Unterkünfte zu finden. Wer es nicht scheut, so wie ich, seine Campingausrüstung mitzunehmen, kann auch auf Campingmöglichkeiten zurückgreifen.
Die von mir genutzten Campingplätze:
- Etappe 2: Creveen Lodge
- Etappe 3: Solas Mor
- Etappe 4: Allihies Camping
Verpflegung
Über die Verpflegung muss man sich kaum Gedanken machen, da man fast jeden Tag an einem kleinen Supermarkt bzw. Tante Emma Laden vorbei kommt oder sogar Restaurants zu finden sind. Lediglich auf der 2. Etappe bin ich an keinem Laden oder Restaurant vorbei gekommen. Wasser sollte man auch für den Tag genug dabei haben.
Hallo Felix,
Danke für die sehr gute Beschreibung.
Mal sehen ob ich den Weg in diesem Jahr unter die Füße nehmen werde.
Hattest Du besondere Begegnungen mit Midges?
Viele Grüße
Timo
Hi Timo,
ich hatte kein Problem mit Midges. Die Mögen mich zwar generell nicht so ;), aber auch so hab ich nicht mitbekommen, dass da viele unterwegs waren.
Lass mich wissen, wenn du den Weg in Angriff nimmst und wenn du noch weitere Fragen hast.
Gruß,
Felix
Sehr schöne Beschreibung. Auch das Du aufgeführt hast wo Du gecampt hast. Mache mich Anfang Juni auf den Weg. Mit Stiefeln 😀 Freu mich schon.
Danke 🙂
Ich hoffe du wirst eine tolle Zeit haben!